Waldelfen gehören wie die Zwerge, die Drachen und ihre spitzohrigen Vettern zu den Antiken Völkern - also Völkern, die bereits länger existieren als die menschliche Zeitrechnung. Da sie selbst ausser uralten Runensteinen keine lückenlose Geschichstaufzeichnung haben, wissen sie nichts über ihre genaue Abstammung oder Herkunft, sind aber auch nicht unglücklich darüber, da sie zufrieden mit der Gegenwart und der selbstgewählten Pflicht, die Wälder zu schützen, sind.
Waldelfen gelten mit etwa 25 Jahren als ausgewachsen und können bis zu 500 Jahre alt werden, wobei ihre Lebensspanne aber meist fremdbestimmt beendet wird. Ein Waldelf, der nicht mehr für sich selbst sorgen kann, entscheidet sich meist für den Freitod.
Lebensraum
Geschützt von Vegetation, und oft auch als Teil derselben, lebt dieses Volk in Clans strukturiert in kleinen Dörfern tief in den Wäldern des ganzen östlichen Kontinents. Sie bedienen sich der Naturmagie, um das Wachstum von Bäumen so zu verändern, dass mehr oder weniger gemütliche Wohnungen hoch über dem Waldboden im Geäst entstehen. Verbunden durch Brücken und Schlingpflanzen können sie dort oben leben, ohne jemals einen Fuß auf den Boden setzen zu müssen. Weiss man nicht genau, wonach man suchen muss, so wird man eine solche Siedlung wohl auch leicht übersehen. Je nach Wildbestand kann es vorkommen, dass ein Clan zwischen zwei oder drei solcher Siedlungen hin und herziehen muss, um das Ökosystem nicht zu sehr zu belasten, aber sie tendieren nicht dazu, neue Siedlungen zu bauen und sich über den gesamten Wald auszubreiten, sondern bleiben eher dort, wo auch schon ihre Vorfahren und deren Vorfahren gelebt haben. Es gibt zwar einige grössere Niederlassungen, aber nur eine einzige waldelfische Stadt, die gleichzeitig auch der Königssitz ist und die als "Letzte Festung" errichtet wurde, was gleichzeitig in der Übersetzung auch ihr Name ist: "'Era'Rhun". Wo diese sich genau befindet, wird vor anderen Völkern geheim gehalten, obschon es die Waldelfen natürlich wissen.
Äusserliches
Die Körpergrösse von Waldelfen beträgt - geschlechtsunabhängig - selbst bei einem kleineren Exemplar leicht über zwei Meter, und damit überragen sie auch einen gutgewachsenen Menschen mindestens um einen Kopf. Ihre Statur ist dabei rustikal - keiner hat jemals einen fettleibigen Waldelfen gesehen, aber zähe Sehnen und Muskeln, verankert auf robusten Knochen, ermöglichen diesem Volk das Überleben in den gefährlichen Wäldern von Nandoras. Neben den Wüstenelfen besitzen Waldelfen die ausgeprägtesten Spitzohren aller Elfenvölker, und aufgrund ihrer Auffälligkeit werden sie von Trophäenjägern auch gerne getrocknet und gesammelt. In einigen alchimistischen Rezepten werden Waldelfenohren auch ausdrücklich als Zutat angeführt, allerdings wird der Handel damit im Kaiserreich nicht geduldet, und man kann sie daher höchstens für Wucherpreise illegal unter der Ladentheke kaufen.
Ihre Gesichtszüge sind scharfkantiger als bei einem Menschen, die leicht schräggestellten Augen haben nicht zuletzt durch die Tendenz zum lauernden Starren etwas Raubtierhaftes. Die Iris ist meist dunkel gefärbt, oft in Bernstein-, Braun- und Grüntönen oder Schwarz. Hellere, leuchtende Einschlüsse als Sprenkel, Netz oder Äderung kommen häufig vor, und verleihen einem waldelfischen Gesicht vor allem in der Dunkelheit etwas Gruseliges. Das dunkle, braune oder schwarze Haar wird ungekämmt und offen, oder zweckmässig nach hinten gebunden oder geflochten getragen. Auf der Jagd werden mitunter auch Blätter und Federn eingearbeitet, diese haben aber weniger schmückenden als tarnenden Zweck. Die Struktur ist glatt und schwer, sodass es, auch wenn es einige Wochen nicht gepflegt werden kann, nicht leicht verfilzt. Wie auch die meisten ihrer Vettern besitzen Waldelfen im oberen und unteren Kiefer deutlich ausgeprägte, spitze Eckzähne, die ihnen dabei helfen, auch rohes Fleisch vom Knochen zu reissen.
Frauen sind durchschnittlich etwas kleiner als Männer, und entwickeln während des Erwachsenwerdens kleine Brüste, die zwar während ihrer ersten Schwangerschaft noch etwas an Umfang zunehmen, typischerweise in der Ausprägung aber unter dem menschlichen Durchschnitt bleiben. Auch wenn ihr Knochenbau ein kleinwenig zierlicher ist als bei Männern, so ist auch das Skelett von waldelfischen Frauen überzogen mit festen, sehnigen Muskeln, die ihnen atheltische Meisterleistungen ermöglichen.
Abgesehen von diesen minimalen Unterschieden allerdings herrscht zwischen den Geschlechtern bei Waldelfen auch äusserlich gesehen vollkommene Gleichberechtigung. Beide tragen Hosen aus Wild- oder imprägniertem Glattleder, vielleicht ein Hemd aus aus weichem Leder oder feinerem Textil, in kälteren Jahreszeiten vielleicht ein Wams oder eine Jacke aus Leder oder Pelz und einen Schal, der bei schwieriger Witterung ins Gesicht hochgezogen wird. Dazu weiche Stiefel, Handschuhe oder Fingerlinge für Schützen, und den Umhang mit Kapuze, den ein Waldelf so gut wie immer trägt. Sämtliche Kleidungsstücke werden in Grün- und Brauntönen, Grau und Schwarz gefärbt.
Kleider und Mieder sind bei Waldelfen wegen der schwierigen Praktikabilität unbekannt, ebenso wie Unterwäsche und Roben. Dafür scheinen Waldelfen eine Schwäche für Lederacessoires zu haben und tragen mit Vorliebe Ledergürtel, -riemen, -taschen, -schnüre und -bänder, wo immer sie Platz dafür finden, ob es in dem Augenblick zweckhaft erscheint oder nicht, denn "auch wenn man sie jetzt nicht brauchen kann, so werden die Dinger bestimmt irgendwann mal nützlich".
Waldelfen tragen martialische, grüne, graue, braune oder schwarze Markierungen, Flecken oder Streifen am ganzen Körper und häufig auch im Gesicht. Diese Markierungen sind allerdings keine künstlich aufgebrachten Tätowierungen, sondern werden von den Eltern an das Kind weitervererbt wie die Streifen eines Steppentigers oder die individuelle Fellzeichnung eines Wolfes. Dieser Körperschmuck hat im Gegensatz zu den Hautbildern der Lahari und Eiselfen keine kulturelle Bedeutung, aber die Abstammung, die für die zurückgezogenen Waldelfen so wichtig ist, kann dafür in Kombination mit dem Geruch des Blutes leicht nachvollzogen werden.
Auf dem Kriegspfad - also wenn er mit Feindkontakt rechnet - trägt der waldelfische Jäger sein "Geistergesicht". Es handelt sich hierbei um eine magisch gewachsene Maske aus Holz oder Rinde, umgeben von Ranken und Blättern, die man sich unter der Kapuze einfach überziehen kann. Nicht verwunderlich daher, dass erschrockene Menschen öfter mal von unheimlichen "Waldgeistern" berichten, denen sie angeblich auf ihrer Reise durch den Wald begegnet sind. Druiden können solche Masken auch verzaubern - allerdings sind Druiden selten, und solche Zauber aufwendig.
Die typische Bewaffnung eines Waldelfen ist genau das, was er auch auf die Jagd mitnehmen würde - denn Krieg und Jagd sind für ihn das gleiche. Ein Speer, sein Jagdmesser, und natürlich das Urmerkmal dieses Volkes: Der Elfenbogen. Niemand stellt bessere Bögen her als die legendären Waldelfen-Bogner, und jeder Waldelf lernt bereits als Kind, wie man einen Bogen und Pfeile herstellt. Das heisst nicht, dass er nicht auch lernen könnte, mit Schwert und Schild zu kämpfen, mit einer Armbrust zu schiessen oder eine Streitaxt zu führen. Aber warum sollte er?
Leben und Alltag
In einem Waldelfendorf herrscht grösstenteils Stille. Man hört niemanden schreien, und selbst die Kinder sind es gewohnt, leise im Geäst und auf den Brücken zu spielen. Diese Elfenart hat die Zeichensprache perfektioniert, und achtet auch auf die kleinsten Gesten und Gesichtsausdrücke des Gegenübers. Gespräche werden leise geführt, Fragen werden nur gestellt, wenn sie als notwendig erachtet werden, Antworten werden meist mit einer Geste oder einem Blick gegeben. Gelacht wird bei diesen ernsten, fokussierten Elfen ohnehin eher wenig, aber wenn, dann zurückhaltend.
Freiheit ist alles. Ein Waldelf in Gefangenschaft überlebt nur so lange, wie er noch Hoffnung hat, zu entkommen. Sein Überlebenswille wird gestärkt durch seine Pflichten, schwindet allerdings dennoch mit der Zeit. Eingesperrte Tiere sind ein Anblick, den er nur schwer erträgt, und der ihn grimmig macht. Ein gequältes Tier in Gefangenschaft erlöst er vielleicht lieber, bevor er es zurücklassen muss, wenn die Reise weitergehen muss. An einen menschlichen Viehmarkt muss man den Waldelfen sanft gewöhnen, bevor er das Bedürfnis verliert, alle Gatter zu öffnen und vielleicht eine Massenpanik damit auszulösen.
Waldelfen bezeichnen sich selbst als Hüter des Waldes, und sind dabei aber durch und durch Jäger. Selbst ein waldelfischer Heiler lernt bereits in jungen Jahren, Fährten zu lesen, stundenlang reglos im Geäst sitzend das Tier oder die Herde zu beobachten und schliesslich selbst möglichst unverletzt mit etwas Essbarem in den Clan zurückzukehren. Die Jäger entscheiden anhand von Alter, Population und Gesundheitszustand, welche Tiere sie erlegen, und dies tun sie dann möglichst schnell und schmerzlos. Waldelfen jagen mit Bogen und Speer, selten allerdings mit Fallen, da sie dann schwer kontrollieren können, welches Individuum sie damit töten, und sie der Beute damit auch die Chance nehmen, vielleicht doch noch stärker, schneller oder schlauer als sie selbst zu sein. Wenn sie Fallen von menschlichen Jägern in ihrem Wald finden, werden sie sie zerstören und die bereits gefangene Beute entweder befreien oder selbst verwerten.
Dieses Volk betreibt keinen Ackerbau und keine Viehzucht - damit leben sie ein spartanisches, primitives, für viele andere Rassen nicht unbedingt erstrebenswertes Leben ohne nennenswerten Luxus, abgesehen von allen Annehmlichkeiten und Erleichterungen, die ihnen die Magie ermöglicht.
Waldelfen essen Fleisch. Am liebsten frisch, roh, noch warm. Aber auch ein paar Tage Abgehangenes, gesalzenes oder getrocknetes, gekochtes oder leicht gebratenes Fleisch wird gern verzehrt und gibt dem Waldelfen die Energie, die er für seinen anstrengenden Alltag braucht. Selbst Fleisch, das bereits an der Grenze zur Verwesung ist, könnte der Elf gut verdauen, allerdings hat er dieselbe Einstellung dazu wie zu geräuchertem oder stark durchgebratenem Fleisch: "Muss nicht sein." Zusammen mit allem, was der Wald sonst noch hergibt, lassen sich aus Fleisch sehr schmackhafte Gerichte zaubern. Waldelfen sind hervorragende Köche und haben das Talent, im Voraus zu planen und alles zu verwerten, bevor es schlecht wird. Sie wissen, wie man Früchte, Gemüse, Nüsse, Pilze, Kräuter und Wurzeln haltbar macht und können oft am Geruch einer Speise erkennen, was enthalten ist und ob es ihnen guttun würde. Unbekanntes... mögen sie nicht so gerne. Blindes Vertrauen ist generell nichts für Waldelfen, aber beim Essen ist das nochmal eine Dimension schwieriger.
Abgesehen vom Bogenbau ist die waldelfische Handwerkskunst vor allem berühmt für die Qualität des Leders und der Felle. Metallbearbeitung hingegen ist ein Berufszweig, den man bei Waldelfen genauso selten finden kann wie den Steuereintreiber, den Foltermeister oder den Schausteller. Sie können mit Geld nicht umgehen, aber das, was sie brauchen und selbst nicht herstellen können, tauschen sie mit den Zwergen, den Lahari, oder den Hochelfen. Seltener gehen sie direkt in eine menschliche Siedlung, um ihre Waren zu tauschen. Eine schöne Elfenklinge also wird eher nicht aus einer waldelfischen Schmiede kommen, denn davon gibt es nur eine einzige, und diese befindet sich in Era'Rhun.
Familie und Freunde
Freundschaften schliessen Waldelfen nicht leicht, aber wenn, dann fürs ganze Leben. Ein toter Freund oder eine verratene Freundschaft fühlt sich für sie gleich schmerzhaft an wie ein verlorener Arm. Die Ehe als Bund fürs Leben ist ein Konzept, das es bei diesem Volk nicht gibt. Liebe hingegen ist etwas, das man einem Zweiten nur dann entgegenbringt, wenn man sich Nachwuchs mit demjenigen wünscht. Die Bindung zweier Liebender kann also als Ehe verstanden werden, auch wenn es kein Ritual zur Besiegelung derselben gibt. Waldelfen sind vorsichtig, wem sie ihr Herz schenken, denn sie tun sich schwer damit, es von demjenigen wieder zu lösen.
Im Normalfall beobachtet eine alleinstehende Frau oder ein Mann die möglichen Partner sehr lange, ohne einen Schritt zu unternehmen. Erst, wenn klar ist, dass der- oder diejenige in der Lage ist, für andere zu sorgen, beginnt ein relativ unverblümtes Balzritual, indem der anvisierte Elf "zu einer Jagd zu Zweit" eingeladen wird, die dieser nur annehmen wird, wenn er ebenfalls Interesse (und nichts anderes am Laufen) hat. Diese Jagd - und auch alle folgenden zehn oder zwanzig Jagdausflüge - dienen hauptsächlich dem Zweck, den anderen genau zu beobachten und seine Fähigkeiten besser einzuschätzen. Wenn die Leistungen zufriedenstellend sind, geschehen auch schon bald die ersten körperlichen Annäherungen. Diese Annäherungen werden nur erwidert, wenn auch der Andere zufrieden mit der Leistungsbeurteilung seines Jägers ist, und dieser Zeitpunkt läutet den Beginn einer Lebensabschnittspartnerschaft ein, die frühestens erst dann aufgelöst wird, wenn der gemeinsame Nachwuchs für sich selbst sorgen kann.
Da Waldelfen im Gegensatz zu vielen anderen Rassen erst dann körperlichen Trieb verspüren, wenn sie mit ihrer Partnersuche bereits erfolgreich waren, sind sie allgemeinhin nicht unbedingt als überragende Liebhaber bekannt. Ihre Erfahrung und damit auch das Repertoire ihrer leidenschaftlichen Künste steigt nur mit der Anzahl ihrer Partnerschaften, denn sie haben nicht das Bedürfnis nach ausserpartnerschaftlichen Liebschaften, und sie erwarten auch nicht, dass ihr Partner besonders versiert in den Schlaffellen ist.
Homosexuelle Waldelfen gibt es zwar, aber sie führen meist ein sehr einsames Leben. Auch ihr Ziel ist es natürlich, Nachwuchs grosszuziehen, und auch ihr Trieb wird erst geweckt, wenn es einen geeigneten Partner dafür gibt. Um ihr Lebensziel zu erfüllen, können sie sich also nur mit jemandem zusammentun, der gerade ein Kind grosszieht, aber seinen eigenen Partner verloren hat. Oder sie finden ein elternloses Kind, das sie als Eigenes annehmen und so eine Partnerschaft mit jemand anderem eingehen können. Solche "Kuckucksfamilien" sind zwar nicht weniger wert in der waldelfischen Gesellschaft, aber da die Kinder oft Bastarde oder Ausgestossene sind, müssen die Eltern härter darum kämpfen, ihrem Kleinen alle Chancen zu ermöglichen. Oft werden solche Kinder besonders zähe und entschlossene Mitglieder des Clans, und nicht selten wählt man sie zum Anführer einer Jagdgesellschaft.
Spiritualität und Geisteshaltung
Was allen Vertretern dieses Volkes gemein ist, ist ihre Ruhe und Selbstsicherheit. Sie beobachten, ziehen ihre Schlüsse, und haben eine Entscheidung bereits im Stillen getroffen, während andere vielleicht noch streiten und diskutieren. Da sie keine grossen Redner sind, werden sie nicht versuchen, andere von ihrer Meinung zu überzeugen. Sie bringen einmal ihr Argument vor und tun dann das, was sie für notwendig halten, egal ob ihre Entscheidung populär ist oder nicht. Sie leben aber auch mit ihren Fehlentscheidungen, ohne sie wegdiskutieren oder andere Schuldige dafür finden zu wollen. Aus Fehlern lernt man, und nach einer angemessenen Zeit der Einsicht, Reue und Trauer muss das Leben weitergehen und die Familie wieder versorgt werden.
All dies ist der Weg des Elements Erde, zu dem Waldelfen eine tiefe Verbundenheit spüren, selbst wenn sie von einem anderen Element erwählt werden. Den Boden, und alle Früchte und Geschöpfe der Natur zu schätzen und zu respektieren, wurde ihnen seit ihrer Geburt beigebracht, und dieser Respekt wird mit jedem Herzschlag durch ihre Adern pulsen, bis sie selbst wieder ein Teil der Erde werden.
Das Totenritual bei Waldelfen beschränkt sich auf eine mehr oder weniger lange Berührung des Gesichts des Toten und dem Schliessen der Augenlider. Wenn Zeit ist, wird die Leiche begraben, sonst lässt man sie auf dem Boden liegen, möglichst so, dass der Rücken die Erde berührt, vielleicht bestreut mit ein paar Handvoll Blättern. Wenn der Tote ein Jäger war, nimmt man seinen Bogen, das Jagdmesser und das Geistergesicht an sich, um es seiner Familie zurück zu bringen. Den Speer zerbricht man üblicherweise und lässt ihn neben der Leiche liegen. Aasfresser werden sich am toten Leib eines Waldelfen nur laben, wenn dieser nicht auf fruchtbarem Boden liegt.
Man munkelt, dass ein Waldelf, wenn er stirbt, zu einem Baum wird. Dies ist zwar nicht mehr als eine Legende, aber Fakt ist, dass dort, wo der Körper eines toten Waldelfen liegt, bald mit übernatürlicher Geschwindigkeit ein Baum aus der Erde wächst, der den Leichnam mehr oder weniger konsumiert. Weil alte Waldelfen davon sprechen, dass sie "den Baum in sich zu spüren beginnen", dass "ihre Gelenke steif und knorrig werden", und auch weil die Haut alter Waldelfen immer furchiger wie Rinde wird, und das Haar wie Ranken und Moos wird, hält sich der Aberglaube an die Baumwandlung der Toten hartnäckig.
Die Natur wird von Waldelfen nicht als göttliche Entität mit Bewusstsein wahrgenommen, oder gar kultisch verehrt, sondern sie wird mehr betrachtet wie der Leib einer Mutter, der ein Ungeborenes mit allem versorgt, das es braucht, ohne dass dieses in der Lage wäre, die Mutter zu hinterfragen. Die Natur mutwillig zu zerstören, würde einem Waldelfen daher nicht im Traum einfallen, denn tief in seiner Seele ist das Wissen verankert, dass er sich damit selbst zerstören würde.
Genau aus dieser Geisteshaltung heraus entspringt aber auch die grösste Abscheu der Waldelfen: Der Ekel vor dem Untod. Nicht nur, dass Untote im Üblichen kein angenehmer Anblick sind, sie sind auch eine wandelnde Respektlosigkeit gegenüber allem, was einem Waldelfen wichtig und heilig ist, und daher wird dieser immer einen Plan unterstützen, wenn dieser die Vernichtung eines oder mehrerer Untoter zum Ziel hat.
Magie ist bei Elfen generell, aber auch im Speziellen bei Waldelfen weit verbreitet und alltäglich, wenn auch oft sehr subtil. Kinder lernen von ihren Eltern und Verwandten die Zauber, die diese im Alltag einsetzen, und üben sie je nach Neigung und Begabung mehr oder weniger enthusiastisch. Diese magischen Fähigkeiten gehören dann zum Leben eines waldelfischen Jägers wie das Bogenschiessen oder Spurenlesen - er denkt nicht mehr darüber nach, wenn er sich tarnen will, einen Baum im Affentempo hochklettert oder Dornenranken magisch auseinanderdrückt, um weitergehen zu können.
Ist seine Begabung für die Erdmagie besonders ausgeprägt, so wird der Clan vielleicht entscheiden, dass er dem nächsten Druiden zur Ausbildung übergeben wird, und damit sein Leben ganz der Heilung und dem Wachstum des Waldes verschreibt. Zeigt sich eine seltenere, andere elementare Begabung, so werden vielleicht die umliegenden Clans nach einem geeigneten Lehrer abgeklappert, der das Kind entweder als sein eigenes annimmt, oder die Eltern ziehen eben für die Zeit um und kehren erst nachdem es erwachsen geworden ist wieder zurück in ihren eigenen Clan.
Selbst Schattenbegabungen finden einen Platz in der waldelfischen Gesellschaft, solange das Kind sich nicht mit Nekromantie oder Chimärologie beschäftigt. Allerdings behält man sie strenger im Auge und bleibt immer etwas misstrauisch. Das einzige Element, das nicht geduldet wird, ist Feuer. Es kommt äusserst selten vor, dass ein waldelfisches Kind vom Feuer gesegnet wird, aber wenn, dann ist es für die Eltern eine grosse Tragödie. Niemand wird sich finden, der das Kind ausbildet, niemand wird mit den Launen des Kindes zurechtkommen wollen und hinterherlaufen, um die Brände zu löschen. Da Waldelfen es nicht übers Herz bringen würden, ein Kind zu töten, entscheiden sich die Eltern meist, ihren feuermagischen Nachwuchs an der Schwelle eines menschlichen oder zwergischen Hauses auszusetzen. Damit überlassen sie ihr Kind freilich gewissermaßen dem Schicksal. Besonders treue Eltern passen noch ein paar Jahre aus der Ferne auf ihren ausgesetzten Nachwuchs auf, konzentrieren sich dann aber üblicherweise wieder auf ihren Clan. Spätestens, wenn die Kinderfänger des Imperiums ausziehen, um die Dörfer nach magiebegabten Kindern abzuklopfen, wird ein feuermagisches Elfenkind auf jeden Fall von den Adoptiveltern gegen gutes Gold ausgelöst, und es landet meist in der Armee.
Rechte und Pflichten
Ausgestossene gibt es also bei Waldelfen hin und wieder auch ohne Eigenverschulden. Niemand hält Gericht, keiner wird zu Peitschenhieben oder dem Galgen verurteilt. Aber das Leben im Clan kann unangenehm werden, wenn ein Waldelf sich etwas zu Schulden kommen hat lassen. Niemand wird es ihm vorhalten, einmal ausgesprochen muss reichen. Aber man wird nicht mehr eingeladen, man wird überhört und übersehen, und natürlich ist man auch keine Option mehr für eine etwaige Partnerwahl.
Wenn ein Waldelf also einen schwerwiegenden Fehler gemacht hat, der beispielsweise seinen Clan gefährdet hat, besitzt er meist genug Integrität, sich auch ohne Verurteilung freiwillig ins Exil zu begeben. Ein Exilierter, der keine Hoffnung auf Rückkehr in seinen Clan hat, bezeichnet sich selbst nicht mehr als Waldelf, sondern benutzt die Bezeichnung "Zwielichtelf", und schliesst sich somit der Menge an gefallenen, verbrecherischen und verrückten Elfen an, die durch Nandoras streifen und sich an keinerlei elfischen Kodex mehr halten wollen oder können. Selbst wenn ein Zwielichtelf geläutert wird, kann er nicht mehr zu seinen Leuten zurückkehren, sondern kann höchstens darauf hoffen, von seinen hoch- oder wasserelfischen Vettern aufgenommen zu werden.
Politik
Es gibt einen Königssitz in der legendären Elfenstadt Era'Rhun, und somit gibt es auch einen König. Dieser allerdings mischt sich nicht in das Leben der einzelnen Waldelfenclans ein, sondern entscheidet nur Dinge von überregionaler Wichtigkeit für das Volk. Ihm zur Seite steht ein Rat, bestehend aus einem Kriegsfürsten, einem Obersten Magier, einem Botschafter für Äussere Angelegenheiten und dem meist leerstehenden Sitz des Hochdruiden. Dieser wird nur aus seinem einsiedlerischen Dasein gerissen, wenn es um Leben und Tod Vieler geht.
Volksfertigkeiten
Waldelfen sind Meister im Überwinden von Hindernissen: Sie sind schnelle und ausdauernde Läufer (~25 Meilen pro Stunde auf gerader Strecke ohne Hindernisse), unglaublich gute Kletterer und können unnatürlich weite Distanzen durch einen Sprung überbrücken (Körperbeherrschung +30%, Körpergrösse in Metern x 5 = Sprungweite in Metern), wenn sie 1 WI pro 10 Minuten dafür einsetzen.
Waldelfen können ohne aktive Magiewirkung und trotz der Grösse und dem Gewicht ihres Körpers über dünne Äste und Blätter laufen wie über festen Boden. Der Zweig wird sich zwar leicht biegen, und das Laub wird rascheln wenn der Elf ungeübt im Wipfelwandern ist, aber er wird nur bei einem Fehltritt oder bei einem zu kurzen Sprung fallen.
Zudem haben Waldelfen ein Gespür für Tiere aller Art und können auch bei fremden Tierarten das Alter, Geschlecht, die Stimmungslage (aggressiv, hungrig, friedlich, usw.) und eine etwaige Krankheit oder Verletzung auf Sichtweite erahnen. Bei Pflanzen können sie am Geruch feststellen, ob es sich um eine Gift- oder eine Heilpflanze handelt, und was die Pflanze braucht, um gut zu wachsen.
Komplexe Verarbeitungen, die über den Rohgenuss, Verbände oder Tees hinausgehen, kennen sie allerdings nicht. Und so bleiben ihnen ohne höheres Studium auch die Extrahierung und Wirkung der Essenzen, aus denen ein pflanzenkundiger Alchemist durch komplizierte Techniken geheimnisvolle Mixturen herstellen kann, verborgen.